Donnerstag, 19. März 2009

Rumpelstilzchen auf Französisch

Der erste Charakter den ich hier einführen will ist mein Französischlehrer, der "Ecki".
Er ist ein bisschen schwer zu beschreiben, deshalb muss ich erstmal tief Luft holen.
Die ersten Adjektive die mir zu ihm einfallen sind skurril-lieb, schusselig, ehrgeizig und irgendwie eine Mischung aus genial und besessen.
Er hat lockige graue Haare die sich lustig kräuseln, trägt meistens knallbunte Anziehsachen (z.B. dunkelrosa Jogginganzüge aus den 70ger Jahren) und ist ein Multi-Talent.
Er unterrichtet Französisch, Italienisch, Spanisch und Sport, aus privater Erfahrung weiß ich auch noch dass er fließend Tschechisch spricht. Was wohl noch alles?
Mein Lieblings Französischlehrer ist relativ klein aber ständig in Bewegung, flitzt durchs Schulhaus und ehe man sich versieht wirbelt er vom 1 in den 4 Stock und verliert währenddessen noch 10 bis 20 Blätter die er sich unter den Arm geklemmt hat.
Manchmal beginnt er den Unterricht in glänzender Laune, klopft dämliche Witze ("Hahaha! Du hast also einen neuen Lippenstift Rotkäppchen? Marke Cherry?" oder "Hallo FC Palermo! Wie geht's uns heute? Bist du warm angezogen für Französisch?") um uns bei Laune zu halten und macht dann ordentlich Dampf, lernt uns mit Spaß dann in einer Stunde so viel, wie andere in einer ganzen Woche nicht schaffen.
An anderen Tagen jedoch, kommt er schon im Laufschritt zum Klassenzimmer geschossen (mit seinen üblichen 5 Minuten Verspätung), pustet in seine imaginäre Trillerpfeife, scheucht uns ins Zimmer und ermahnt uns schon bevor das Türschloss auf ist: "Hop Hop, nicht trödeln!".
Wer länger als 4 Sekunden braucht um seinen Platz zu erreichen wird mit fliegenden Kreiden attackiert, manchmal auch mit einem feuchten Tafelschwamm.
Sein Unterricht besteht aus Disziplin, Aufmerksamkeit, frechen Sprüchen und einem beängstigendem Volumen an neuen Vokabeln.
Er lässt uns das gelernte immer wiederholen und dann strukturiert verändern.
Manchmal gerät er vorne an der Tafel in Rage, dass er vor lauter Hektik ganze Buchstaben weglässt und wenn man ihn freundlich darauf aufmerksam machen möchte, hüpft er in die Luft wie ein Gummiball und kräht "UNWICHTIG!".
Er lobt uns wenn er merkt dass etwas läuft und steigert sich dann dann so in seine Begeisterung hinein dass sich das stundenlange Pauken schon allein deswegen gelohnt hat.
Wenn die Stunde jedoch beendet ist, ist dieser Freudenteil schon wieder eine ganz andere Geschichte weil er uns grinsend am Ausgang erwartet um uns mit einem Doppelblatt mit neuen Sätzen zu beehren.
Allerdings besitzt er dann auch noch die Frechheit uns einen schönen Nachmittag zu wünschen, strahlend wie die Sonne im Hochsommer in Tunesien.
Donnerstag ist die Freude dann besonders groß denn wir schreiben am Tag darauf, am Freitag unsern traditionellen "kleinen" Wochentest.
Egal wie viel er mir jedoch auch aufhalsen mag, das ändert nichts daran dass ich ihn irgendwie zu meinem Lieblingslehrer gekürt habe.
Der hats einfach drauf, der Ecki!

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